Gegen das Vergessen -

Am 16.11.2018 besuchte Alodia Witaszek-Napierala unsere Schule. Vor 75 Schülerinnen und Schüler der zehnten Jahrgangsstufe erzählte sie uns ihr Schicksal – auf Deutsch, das sie als kleines Kind lernen musste.

Als die Deutschen Polen überfielen und besetzten, leistete Alodia Witaszeks Vater Widerstand. Dafür wurde er von den Deutschen ermordet. Ihre Mutter kam nach Auschwitz, die fünf Geschwister wurden unter Verwandten aufgeteilt. Aber eines Tages holte die Gestapo Alodia und ihre Schwester und verschleppten beide in ein Kinder-KZ in Litzmannstadt, in dem schreckliche Bedingungen herrschten und viele Kinder starben. Sie wurden gezwungen, Deutsch zu sprechen. Nach ungefähr drei Monaten wurden die Schwestern in ein Kinderheim gebracht, wo ihnen eingetrichtert wurde, dass sie Waisenkinder seien, denn sie sollten „arisiert“ werden: Mit ihren blonden Haaren und blauen Augen entsprachen die Mädchen den nationalsozialistischen Vorstellungen der „arischen Rasse“.
Die kleine Alodia wurde von einer deutschen Familie adoptiert, die nicht wusste, dass ihr Adoptivkind eigentlich aus Polen kam, denn Alodia sprach inzwischen ein perfektes Deutsch. Auch bekam sie einen neuen Namen, hieß nun Alice Luise und lebte bis 1947 bei ihrer neuen Familie.
Dann wurde sie wieder nach Polen gebracht, denn ihre Mutter, die Auschwitz und den „Todesmarsch“ überlebt hatte, machte ihre zwei Töchter ausfindig und holte sie nach Hause. „Jetzt begann eine schlimme Zeit“, erinnert sich Alodia Witaszek. Denn ihre Familie war ihr fremd und sie sprach kein Polnisch mehr. „Ich musste es erst wieder neu lernen“.
Alodia Witaszek hielt den Kontakt zu ihrer deutschen „Mutti“ aufrecht, sie besuchte ihre Adoptiveltern oft. Auch ihre polnische „Mama“ fuhr nach Deutschland, denn die beiden Muttis hatten Freundschaft geschlossen und besuchten sich.

Man mag sich nicht vorstellen, wie es für ein kleines Mädchen ist, von seinen Eltern getrennt und verschleppt zu werden. Alodia Witaszek hatte dennoch viel Glück, denn sie überlebte die Zeit des Nationalsozialismus.

Wir bedanken uns an dieser Stelle noch einmal bei Frau Witaszek für Ihr Kommen. Außerdem bedanken wir uns auch beim Maximilian-Kolbe-Werk, das diese Veranstaltung möglich gemacht hat.

Klasse 10a